- Wachstum: Wirtschaftliches Wachstum und Konjunktur
- Wachstum: Wirtschaftliches Wachstum und KonjunkturUnter konjunkturellen Schwankungen versteht man die kurzfristigen Abweichungen des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) vom Produktionspotenzial. Diese konjunkturellen Bewegungen laufen innerhalb eines Konjunkturzyklus ab und sind vom langfristigen Wachstum zu unterscheiden. Dieses bezieht sich auf die langfristige Entwicklungstendenz einer Volkswirtschaft und hat das Produktionspotenzial zur Beurteilung als Grundlage. Das Produktionspotenzial gibt an, was eine Volkswirtschaft bei Vollauslastung der Sachkapazitäten insgesamt produzieren könnte.Konjunktur und WachstumIn der kurzfristigen Konjunkturanalyse wird davon ausgegangen, dass der vorhandene Kapitalbestand in einer Volkswirtschaft konstant ist und somit kurzfristig keine Kapazitätserweiterungen möglich sind. Zusätzlich kann davon ausgegangen werden, dass zumindest einige Preise eine gewisse Starrheit nach unten oder oben aufweisen. Ebenfalls scheint es plausibel anzunehmen, dass der Geld- bzw. Nominallohn kurzfristig infolge von tarifpolitischen Vereinbarungen fest ist. Somit lautet die zentrale Frage der Konjunkturpolitik, wie das kurzfristig vorhandene Produktionspotenzial bei weitgehend stabilen Preisen ausgelastet werden kann. Durch Veränderungen der Nachfrage kann im Angebotsbereich ein gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht erreichen werden, das an der Kapazitätsgrenze liegt.Für die langfristige Analyse, die auf das Wachstum abstellt, können diese Annahmen sinnvollerweise nicht unterstellt werden. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen hängt negativ vom Preis ab, da bei steigenden Preisen weniger Güter nachgefragt werden. Die gesamtwirtschaftliche Angebotsfunktion ist in drei Teilbereiche untergliedert. Der erste Teilbereich stellt den vollkommen elastischen Bereich des Angebots dar, sofern ein gewisser Mindestpreis auf dem Markt realisierbar ist. In diesem Bereich wird jede Nachfragesteigerung zu unveränderten Preisen bedient. Daran schließt sich der preiselastische Bereich an, in dem eine steigende Nachfrage zu steigenden Preisen befriedigt wird. Es folgt mit nicht mehr steigerbarem Angebot der unelastische Bereich. Hier ist die Kapazitätsgrenze erreicht, sodass das Angebot nicht noch weiter ausgedehnt werden kann. Schneiden sich Angebot und Nachfrage in diesem Bereich, befindet sich die Wirtschaft in einer Situation der Vollbeschäftigung, das Angebot erreicht also eine Höhe, die den kurzfristigen Kapazitäten entspricht.Wirkung einer KapazitätserweiterungSteigt das gesamtwirtschaftliche Angebot, weil also ein größeres Produktionspotenzial existiert, so wird ein neue Gleichgewicht bei voll ausgelasteten Kapazitäten eintreten. Ein Vergleich beider Gleichgewichtssituationen zeigt, dass aufgrund der Angebotserhöhung ein Druck auf die Preise einsetzt. Die größere Produktionsmenge kann nur zu einem geringen Preis abgesetzt werden, da die Nachfrage unverändert geblieben ist. Im neuen Gleichgewicht sind aber die nun vorhandenen Kapazitäten nicht mehr voll ausgelastet, da das neue, tatsächliche Einkommen unterhalb des neuen Niveaus des Produktionspotenzials liegt. Da dieses aber andererseits größer ist als die Produktionsmenge in der Ausgangssituation, ist das tatsächliche Volkseinkommen gestiegen.Die Erweiterung der gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten bedeutet, dass Investitionen getätigt wurden. In der Investitionstätigkeit liegt der Zusammenhang zwischen Konjunktur und Wachstum. Die Investitionen sind Teil der Gesamtnachfrage, und eine Erhöhung der Investitionen führt zu einem Anstieg in der Gesamtnachfrage. Dieser Einkommenseffekt der Investitionen stellt das kurzfristige, konjunkturelle Element dar. Andererseits erhöhen Investitionen langfristig den Kapitalbestand einer Volkswirtschaft und erweitern somit die Kapazitäten. Soll eine Wirtschaft langfristig wachsen, dann ist eine bestimmte Investitionsquote (Bruttoanlageinvestitionen zu BIP) erforderlich. Somit kommt den Investitionen eine zentrale Bedeutung in der Wirtschaftspolitik zu. Da die Investitionstätigkeit sehr stark auf die aktuelle konjunkturelle Situation reagiert, werden häufig Überlegungen angestellt, ob eine staatliche Investitionslenkung oder Investitionsförderung sinnvoll wäre. Gegen eine Lenkung spricht jedoch das Selbststeuerungsprinzip der Marktwirtschaft, allerdings sind Investitionsförderungen gängige Praxis, z. B. verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten für Gebäude, staatliche Zuschüsse sowie das für die neuen Bundesländer geltende Investitionsbeschleunigungsgesetz, das für den zügigen Aufbau der neuen Bundesländer beschlossen wurde.
Universal-Lexikon. 2012.